MERCEDES 190 und 190b (W 121)

Mercedes 190 von 1959, hier ein Exportmodell, das 40 Jahre lang in Oregon / USA lief.

Unkaputtbar

Im März 1956 stellte Mercedes den 190 (W 121) vor, der die gleiche Karosserie und das gleiche Fahrgestell, wie der 3 Jahre zuvor vorgestellte 180 (W120) besaß.  Allerdings unterschied er sich in einigen wichtigen Punkten vom seinem Vorgänger: ein neu entwickelter Hängeventil-Motor, stärkere Bremsen, nun 12 statt 6 Volt-Elektrik und eine anspruchsvollere Ausstattung wurden verbaut.
Der 190 sollte die Lücke zwischen dem leistungsschwächeren 180 und den teureren Sechszylindern des 220 schließen.

Der neue kurzhubige Motor mit obenliegender Nockenwelle und Leichtmetall-Zylinderkopf entwickelt 75 PS bei 4.600 U/min, ein Plus von 23 PS gegenüber der 52 PS Maschine des 180. Dieses mehr an Leistung musste selbstverständlich auch durch stärkere Bremsen "im Zaum" gehalten werden. Eine Rakete wurde der 1240kg schwere 190 dadurch zwar nicht, aber die Fahrleistungen waren durchaus zeitgemäß, die Endgeschwindigkeit war mit 139 km/h ein in den fünfziger Jahren respektabler Wert.
Das Antriebsaggregat basiert auf dem im 190 SL verwendeten Motor, wo er satte 105 PS mobilisiert.

Äusserlich war der 190 durch folgende Details vom 180 zu unterscheiden:

  • neue Radkappen
  • breiterer Kühlergrill
  • dreieckige Ausstellfenster in den vorderen Türen
  • größere Rückleuchten
  • Beifahrertür abschließbar
  • Chromeinfassung der Seitenscheiben
  • Chromleiste unterhalb der Seitenscheiben und unter dem Heckfenster entlang
  • Griff für den Kofferraumdeckel (ab 1957)
  • Zündzeitpunktversteller am Lenkrad entfällt (ab 1957)
  • Kennzeichenbeleuchtung in den Stoßstangenhörnern (ab 1957)

Hier gut zu sehen: die Chromeinfassung der Seitenscheiben
und die Chromleiste
unterhalb der Seitenscheiben

Die serienmäßige Innenausstattung des 180 war auf die wichtigsten Dinge beschränkt, beim 190 ist sie für die Verhältnisse der 50er Jahre luxuriös:

 

 

  •  Lichthupe
  • mehrstufiges Gebläse
  • Beifahrer-Sonnenblende
  • Leselampe im Innenspiegel
  • neue Polsterstoffe (ab 1957)
  • Zündzeitpunktversteller am Lenkrad entfällt (ab 1957)

Urlaub in den 50 er Jahren in Bella Italia? Mit dem grossen Kofferraum des 190 kein Problem.
Es gab sogar ein Kofferset als Zubehör, das passgenau jeden kleinen Winkel ausnutzte.

Viele im Alltag wichtige Details wie die Lenkung, die Schaltung und die Kupplung wurden beim 190 neu abgestimmt und lassen den Wagen im Vergleich zum 180 wesentlich leichtgängiger bedienen. Die Relikte des Vormodells 170, die noch beim 180 Verwendung fanden, werden nahezu komplett ersetzt. Mit dem 190 ist Mercedes nun vollends in den Nachkriegsautomobilbau eingetreten.

 

Wie schon der 180 wird auch der 190 gern gekauft, er bietet viel Platz für die Passagiere und das Gepäck, ein fortschrittliches Design, hohe Zuverlässigkeit, gute serienmäßige Ausstattung, leichte Bedienbarkeit und wirtschaftlich ist er obendrein.
Als Taxi ist der 190 Diesel nicht nur in Deutschland sehr beliebt, noch heute tun in Asien und Afrika viele 190 ihren Dienst. In Athen soll ein 190 Diesel-Taxi ohne nennenswerte Probleme 500.000 km gelaufen sein.

 

Kombiaufbauten wurden vom Karosseriewerk Christian Miesen (Bonn) und von der Karosseriefabrik Binz & Cie. (Lorch/Württemberg) hergestellt. Hauptsächlich wurden auf den von Mercedes ausgelieferten Fahrgestellen Krankenwagen, in geringer Stückzahl auch normale Kombis gebaut. Daneben hat es auch einige Aufbauten als Pickup gegeben. Insgesamt verkauft Mercedes 171.746 Stück vom 190 in alle Welt.

Die Ersatzteilversorgung ist immer noch gut und da der 190 von Grund auf sehr solide ist, empfiehlt er sich auch für Einsteiger in "das rostigste Hobby der Welt".

© Bilder und Text: Classic-Car-Revue / Heiko Feld

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